Musik- und Theaterprojekte
Premierenpublikum von Musical "My Fair Lady" auf der Burg Mitterfels begeistert
Sepp Fischer wagte es, die Geschichte vom kecken Blumenmädchen Eliza und ihrem Ausflug in die feine englische Gesellschaft ins Bayerische zu transformieren, was ihm· als Kenner der bayerischen Sprache äußerst gut gelang.
Weltbekannt ist die Geschichte vom einfachen Blumenmädchen Eliza Doolittle, dessen Leben mit der Begegnung des Sprachforschers Professor Henry Higgins eine überraschende Wende nimmt. Entsetzt über ihre ordinäre Sprache wettet Higgins mit seinem Freund Oberst Pickering, dass er innerhalb von sechs Monaten aus Eliza eine echte Lady machen kann. Als sich Higgins endlich etwas menschlich zeigt, springt der Funke über und Eliza wird zu einer gelehrigen Schülerin.
Zwar benimmt sie sich in Ascot noch einmal furchtbar daneben, doch auf dem Diplomatenball zeigt sie sich als vollendete Lady.
Eine Herausforderung ist das Musical "My Fair Lady" mit seinen anspruchsvollen Gesangsparts und Melodien für die Sänger ebenso wie für die Musiker des Salonorchesters der Kreismusikschule unter der Leitung von Andreas Friedländer. Ebenso gefordert ist der Singkreis von Gabriele Theisinger, der ohne Sichtkontakt zum Dirigenten agieren muss. Als Marktfrauen und feine Gesellschaft in Kostümen und Hutkreationen sorgen die Sänger für ein "lebendes Bühnenbild".
Im Mittelpunkt des Geschehens steht das Dreigespann Professor Higgins, Eliza Doolittle und Oberst Pickering. Hier glänzt Franz Aichinger als sprachbesessener, arroganter Professor, souverän, überzeugend, und immer präsent. Sein Henry Higgins ist widerlich grob und frauenfeindlich. Sein professionelles Spiel sorgt für ständige Spannung auf der Bühne. Ein Glücksfall für das Burgtheater ist Katrin Sagstetter als "Eliza": keck, hinreißend und temperamentvoll. Sie spielt nicht, sondern "lebt" das kleine Blumenmädchen. ist mal richtig ordinär, dann wieder frech als widerspenstige Schülerin, die so gern ihrem Lehrer eins auswischen würde, und wird schließlich zur Frau, die eine innere Wandlung durchgemacht und sich selbst gefunden hat. Sepp Simmel ist ein wohlwollender, vermittelnder Oberst Pickering, der Eliza als Dame behandelt, und Claudia Schießl eine würdevoll-mütterliche Mrs. Pearce. Ein quicklebendiger, liebenswerter Trunkenbold und Philosoph ist Ben Gröschl als Müllkutscher Alfred P. Doolittle; als verliebter Freddy schmachtet Daniel Edenhofer seine Eliza an.
Viele Gags hat Sepp Fischer in sein Spiel eingebaut: Er lässt Marktfrauen tanzen und ein süffelndes Kammermädchen mit Hang zur Komik (Shona Herr) aufmarschieren; die gruselige Königin von Transsylvanien (Uli Schneeweis) tritt mit ihrem bleichen Prinzgemahl (Alex Vogl) auf und lässt sich zum Abschluss ein Stamperl Blut servieren; ein greisenhafter Zeremonienmeister (Rudi Hopfner) kündigt die Gäste an, und der überkandidelte Ungar Zoltan Karpathy (Klaus Kleine) bemüht sich um die Gunst der schönen Eliza. Die bekannten Songs, allen voran "Es grünt so grün", "Nur ein Zimmerchen irgendwo" oder " .. doch lass ein Weib an dich heran ... " werden mit viel Szenenapplaus belohnt.
Was ebenfalls zum großen Erfolg des Musicals beiträgt ist das umwerfend schöne Bühnenbild von Rosi Kräh und ihrem Team mit hunderten von Büchern, einem echten Trichtergrammophon und vielen Details. Die Kostüme und Hüte sind Meisterwerke der Bühnenbildnerinnen Ulrike Juknevicius und Gerda Leiderer. Meisterhaft auch die Maske von Rosemarie Weinbacher und Ilse Wiesmüller mit Team.
Weitere Aufführungen am heutigen Samstag und morgen, Sonntag, 4. Juli, sowie vom 8. bis 10. Juli, Beginn jeweils um 20 Uhr. Eine Zusatzvorstellung ist für Mittwoch, 7. Juli, angesetzt. (Karten beim Verkehrsamt Mitterfels, Telefon 09961/ 940025). Parkplätze stehen in der Lindenstraße bei der Kirche zur Verfügung.
Bericht und Bilder : Straubinger Tagblatt 3.7.2010 (erö)